Heute ist Tag der Workaholics

Überstunden, Urlaub, Krankheit, Kündigung - was Workaholics wissen müssen

Was Workaholics im Arbeitsrecht wissen müssen - erklärt vom Anwalt anlässlich des Tages der Wrokaholics.

Veröffentlicht am: 05.07.2022
Qualifikation: Rechtsanwältin in Hamburg und Berlin
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Liebe Workaholics,

heute ist euer Tag - wobei das die meisten Workaholics wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, weil sie so viel arbeiten. Ha. Ha. Aber der Scherz geht auf Dauer nicht nur auf die persönliche, sondern auch auf die wirtschaftliche Gesundheit des Unternehmens. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern!

Überstunden – kennen Sie Ihre Rechte?

Einer Studie zufolge arbeitet jeder Arbeitnehmer im Durchschnitt ein ganzes Jahr umsonst - durch unbezahlte Überstunden. Denn jeder zweite Arbeitnehmer macht regelmäßig Überstunden. Und die wenigsten kennen ihre Rechte, wenn es um Überstunden geht. 

Wussten Sie etwa, dass: 

  1. Überstunden überhaupt nur (ausnahmsweise) angeordnet werden dürfen, wenn das im Arbeitsvertrag (wirksam!) vereinbart wurde,
  2. alle Überstunden entweder bezahlt werden oder in Freizeitausgleich “abgebummelt” werden müssen (!),
  3. die meisten Arbeitsverträge unwirksame Regelungen zu Überstunden vorsehen, weil eine pauschale Abgeltung rechtswidrig ist?

Weil viele Arbeitnehmer das aber nicht wissen, sind unbezahlte Überstunden immer noch ein großes Problem. 

Homeoffice: Mehr Stress – Todesursache Arbeit?

Eine UN-Studie führt übrigens rund 745.000 Todesfälle auf Überarbeitung zurück: Schlaganfall, Herzerkrankung, usw. – bedingt durch Stress auf der Arbeit. Die WHO stellte fest, dass Überstunden bereits zwischen den Jahren 2000 und 2016 um rund 42% zunahmen.

Diese Zahlen dürften sich in den letzten Jahren vervielfacht haben – vor allem durch die Entwicklungen rund um das Thema Homeoffice. Erst gestern erschien dazu eine weitere Studie der DGB: Denn rund 50% der Beschäftigten verkürzen im Homeoffice ihre Mittagspause, arbeiten morgens früher und abends länger.

Krankheit: Burnout ist teuer – Kündigung ausgeschlossen?

Rund 185.000 Menschen erkranken jedes Jahr wegen zu hoher Belastung und Stress am Arbeitsplatz an Burnout. Dabei fallen Arbeitnehmer bei einer Burnout-Erkrankung in der Regel bis zu 6 Monate lang aus. Das macht laut Statista 4,3 Millionen Krankheitstage im Jahr. Das allein ist wirtschaftlich bedingter Unsinn.

Obwohl Krankheit grundsätzlich ein Kündigungsgrund sein kann - eine Kündigung wegen Burnouts kann bei Anwendbarkeit des Kündigungsschutzgesetzes übrigens ausgeschlossen oder beschränkt werden – nämlich immer dann, wenn der Arbeitgeber die Krankheit (mit)verursacht hat, etwa durch wissentliche Überarbeitung. Dann kann die vorzunehmende Interessenabwägung ergeben, dass die Interessen des Arbeitgebers jedenfalls zeitweise zurücktreten müssen. Es wird also nochmal teurer für den Arbeitgeber – und die Krankenkassen.

Urlaub: Wann verfällt der Anspruch auf Erholung?

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat übrigens auch herausgefunden, dass jeder dritte Arbeitnehmer Urlaubstage verfallen lässt. Dabei wurde in der Studie ein besonderer Zusammenhang festgestellt: Wer ihn am meisten nötig hat, lässt auch die meisten Tage verfallen.

Je höher die Wochenarbeitszeit, so die Erkenntnis, desto mehr Urlaub lassen die Arbeitnehmer verfallen. Diese Relation gibt es im Übrigen auch mit Überstunden: Je mehr Überstunden, so die Studie, desto mehr verfallener Urlaub.

Rechtlich ist eine Übertragung des Urlaubes ins nächste Jahr übrigens nur zulässig, wenn er aus dringenden persönlichen oder betrieblichen Gründen nicht genommen werden konnte – oder wenn der Arbeitsvertrag das vorsieht. Der Resturlaub verfällt im Folgejahr aber grundsätzlich nur, wenn der Arbeitnehmer auf seinen Resturlaub aufmerksam gemacht und auf den drohenden Verfall ausdrücklich und unmissverständlich hingewiesen wurde.

Fazit: Workaholics nützen niemandem – hin zur 4-Tage Woche!

Wir sehen: Workaholics machen sich selbst kaputt und kosten ihre Arbeitgeber und alle Steuerzahler des Landes langfristig viel viel Geld. Zeit für ein Umdenken!

Aktuelle Studien zur 4-Tage-Woche zeigen schließlich: Weniger Arbeit führt nicht nur zu höherem Wohlbefinden, sondern auch zu mehr Leistungsfähigkeit und Produktivität. Es profitieren alle. Die Autorin dieses Artikels, die im Übrigen schon seit Jahren in einer 4-Tage-Woche arbeitet, kann das auch aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen. Und Zeit für diesen Artikel hatte sie trotzdem.