HSV Doping-Fiasko - auch ein Fall für die Strafjustiz

Zweitligist Vuskovic kämpft gegen Dopingverdacht

Der Einsatz von Dopingmitteln im Sport ist seit einigen Jahren strafbar. Neben dem Sportgericht interessiert sich nunmehr auch die Hamburger Staatsanwaltschaft für den HSV-Doping-Fall.

Veröffentlicht am: 19.12.2022
Qualifikation: Fachanwalt für Gesellschaftsrecht
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Aufsehen erregte die Nachricht des DFB letzte Woche Donnerstag. Der positive Dopingtest  des 21-jährigen Verteidigers des HSV wurde bestätigt. Die B-Probe brachte die befürchtete Gewissheit: Vuskovic war mit Epo gedopt. Das Dopingmittel war in den 90er Jahren vor allem im Radsport weit verbreitet, fand dann aber auch seinen Weg in den Profifußball. Der aktuelle Fall ruft das DFB-Sportgericht sowie die Strafverfolgungsbehörden auf den Plan.

Überraschend: Dopingprobe im Fußball kann positiv ausfallen

Mario Vuskovic musste sich nach dem Spiel des HSV gegen Sandhausen Mitte September einer Doping-Probe unterziehen. Festgestellt wurde körperfremdes Erythropoetin, kurz Epo. Da es sich sportrechtlich um eine verbotene sogenannte „nicht spezifische Substanz“ handelte, hat das Sportgericht des DFB den HSV-Verteidiger für den Spielbetrieb vorläufig gesperrt.

Zu dieser Mitte November verhängten Vorsperre war das Sportgericht nach den DFB-Regularien verpflichtet. Medienberichte zufolge beteuert Vuskovic seine Unschuld gegenüber dem DFB und beauftragte zwei Anwälte, die ihn unterstützen.

Konsequenzen der positiven B-Probe

Die Analyse der B-Probe bestätigte den Epo-Einsatz. Nun gehen die Fachleute davon aus, dass Vuskovic  gegen Anti-Doping-Vorschriften verstoßen hat. Auf der sportrechtlichen Ebene wird das Sportgericht des DFB Sanktionen verhängen. Der kroatische HSV-Verteidiger muss nun mit einer mehrjährigen Sperre rechnen. Das Sportgericht wird im Januar 2023 eine Verhandlung ansetzen oder durch schriftlichen Strafbescheid entscheiden.

Der HSV reagierte nach der Veröffentlichung des B-Probe-Ergebnisses letzten Donnerstag schmallippig. Man werde eng mit Vuskovic und im Austausch mit dem DFB die nächsten Schritte prüfen und festlegen. Wird Vuskovic vom Sportgericht verurteilt, droht ihm ein Fußballverbot. Laut der DFB-Rechts- und Verfahrensordnung kann das Dopen des Fußballers mit einer vierjährigen Sperre geahndet werden. Der HSV-Spieler ist zwar noch jung, eine Spielsperre von einigen Jahren dürfte aber seine Karriere bedrohen. Gespannt wartet die sportinteressierte Öffentlichkeit auf die Entscheidung des Sportgerichts im neuen Jahr.

Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Vuskovic

Die Frage nach der Sperre in der Liga sowie die gesamte sportrechtliche Situation des Dopingfalls ist aber nur die eine Seite der Medaille. Der Doping-Verdachtsfall in Hamburg interessiert nicht nur das Sportgericht, sondern auch die Staatsanwaltschaft. Das HSV-Top-Talent könnte sich durch den Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln auch strafbar gemacht haben.

Seit Ende Dezember 2015 wird der Einsatz von Dopingmitteln bei Sportlern strafrechtlich geahndet. Der Gesetzgeber fühlt sich verpflichtet, die Gesundheit der Sportler sowie die Fairness und Chancengleichheit im Sport zu schützen. Daher ist nun auch die Hamburger Staatsanwaltschaft aktiv geworden und ermittelt gegen Vuskovic. Erste Durchsuchungen in der Kabine des HSV-Stadions haben bereits stattgefunden.

Zu beachten ist, dass beim Epo-Verdacht eine ungewollte oder fahrlässige Einnahme, wie bei vielen anderen Dopingmitteln, eher unwahrscheinlich ist - so die Position von Dopingfachleuten. Epo wird typischerweise gespritzt. Bei einer Verurteilung durch ein Strafgericht droht dem Fußballer sogar eine Haftstrafe. Aber auch wenn viele in den Medien diskutierte Indizien gegen Vuskovic sprechen mögen, aus strafrechtlicher Sicht gilt die Unschuldsvermutung für Vuskovic bis die Sachlage vom Gericht geklärt ist.

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