Legal Tech lernen, aber wie?

Wie bereitet die Ausbildung RechtsanwältInnen auf die neue Realität vor?

Veröffentlicht am: 17.01.2022
Von: ROSE & PARTNER Rechtsanwälte Steuerberater
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Wie bereitet die Ausbildung RechtsanwältInnen auf die neue Realität vor?

Ein Beitrag von Anna-Maria Blömer

Keine Sorge, auch zukünftige Juristen müssen neben dem Jurastudium kein Informatik Studium abgelegt haben – außer natürlich, sie wollen es. Denn das Vorurteil „wer kein Mathe kann, studiert Jura“ stimmt heutzutage nicht immer. Es ist nämlich zunehmend zu beobachten, dass Universitäten die Optionen anbieten, an sogenannten Zusatzstudien, entsprechenden Vorlesungen oder Seminaren rund um das Thema Legal Tech teilzunehmen und gleichzeitig auch immer mehr Studierende solche Angebote wahrnehmen.

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der juristischen Ausbildung und beleuchten, wie die Zukunft Legal Tech an den Universitäten aussieht und zeigen interessierten Studierenden ihre Möglichkeiten auf, sich schon früh einzubringen.

Legal Tech im Studium

Einige Universitäten haben sich an die Digitalisierung des juristischen Arbeitsumfeldes bereits derart angepasst, dass entsprechende Angebote für die Studierenden bereitgestellt werden.

An der Universität Bayreuth ist es den Studierenden der Rechtswissenschaften beispielsweise möglich, auf freiwilliger Basis neben einem wirtschaftswissenschaftlichen (WiWiZ) oder technikwissenschaftlichen Zusatzstudium (TeWiZ) nun auch ein Zusatzstudium für Informatik und Digitalisierung (DigiZ) zu absolvieren.

Wer allerdings sein Grundstudium bereits fast hinter sich hat, für den bietet es sich vielleicht eher an einen Schwerpunktbereich zu wählen, der einen in Sachen Legal Tech noch einmal auf den neusten Stand bringt. Die Osnabrücker Jurastudenten können zum Beispiel seit dem Sommersemester 2021 den Schwerpunktbereich „Digital Law“ wählen, der unter anderem das Wahlpflichtfach Legal Tech beinhaltet.

Und wer schon längst fertig mit dem ersten Teil des Studiums ist, für den kann ein Masterstudiengang interessant sein. Die Universität Regensburg bietet zum Beispiel seit einem Jahr den Masterstudiengang LL.M. Legal Tech an. In einem umfangreichen Modulangebot werden die Studierenden weitestgehend in allen möglichen Orientierungen von Legal Tech auf den Berufsalltag vorbereitet.

Da allerdings momentan viele neue und ähnliche Angebote erst etabliert werden, hört euch einfach regelmäßig um was sich an eurer Uni in Sachen Legal Tech und Lehre so tut!

Legal Tech von Studenten für Studenten

Manche Studenten formen auch eigene Studenteninitiativen oder Vereine, welche dann Workshops für ihre Kommilitonen veranstalten und teils selbst an Legal Tech Anwendungen tüfteln.

Dazu gehören das Legal Tech Lab Cologne (LTLC), Munich Legal Tech Student Association (MLTech), Legal Tech Lab Frankfurt am Main, eLegal (Uni Göttingen), Legal Tech Forum (Uni Osnabrück), Recode.Law (Uni Münster) – um einfach mal ein paar Beispiele zu nennen.

Wenn ihr also selbst noch Studenten seid und Interesse an Legal Tech habt, dann schaut doch mal, ob es an eurer Universität studentische Vereine oder ähnliches gibt. Meistens ist jeder Herzlich Willkommen, der sich dort beteiligen möchte.

Legal Tech für „alte Hasen“

Wer sich allerdings nicht mehr der Studenten-„Berufsgruppe“ zugehörig fühlt, dem ist es dadurch nicht verwehrt seiner selbst in Sachen Legal Tech fortzubilden. Auf gängigen Austauschportalen wird regelmäßig für Workshops, Vorträge oder Diskussionsrunden geworden.

Vor allem über LinkedIn kann man sich ganz einfach – und vor allem gut nebenbei für ein paar Minuten am Tag – mit Neuigkeiten rund um Legal Tech vertraut machen. Einige Gruppen, Personen oder Initiativen haben es sich dort zur Aufgabe gemacht, ihr Wissen mit anderen zu teilen sowie neue Leute für Legal Tech zu begeistern. Beispiele sind etwa das Legal Ai Network sowie das Legal Tech Verzeichnis.

Learning by doing – Warum Hackathons so interessant sind

Wer sich dagegen nicht bloß theoretisch fortbilden will, sondern selbst Hand anlegen will, kann sich auch um die Teilnahme an einem Hackathon bewerben. Diese werden ab und zu von entsprechenden Legal Tech Anbietern, manchmal in Zusammenarbeit mit Rechtsabteilungen aus Kanzleien oder mit Studenteninitiativen angeboten. Deren Plätze sind allerdings oft begrenzt.

In einem solchen Legal Hackathon trifft man sich von einem bis zu mehreren Tagen, um Ideen für ein Tool auf ein Anwendungsbeispiel zu entwickeln oder selbst ein Legal Tech Tool angepasst auf einen study case zu implementieren. Learning by doing ist hier das Stichwort. Nach einer kurzen Einführung in das Tool bzw. Thema arbeitet man in Teams oder Einzeln an dem Projekt. Da Hackathon an Marathon erinnert, läuft zu einem bestimmten Zeitpunkt die Zeit ab und alle stellen gegenseitig ihre Ergebnisse vor.

Legal Tech international

Außerdem wird seit 2017 jährlich in Frankfurt die LEGAL REVOLUTION Messe abgehalten, „eine internationale Fachmesse für Dienstleistungen und IT-Lösungen über die gesamte Wertschöpfungskette der Rechtsdienstleistung und Compliance mit einem internationalen Kongress für Legal und Compliance Tech und Recht der digitalen Wirtschaft.“

Legal Tech für alle

Daneben gibt es natürlich auch genauso wie für andere Rechtsgebiete Zeitschriften, die Aufsätze und Publikationen herausgeben, welche sich speziell mit dem Thema Legal Tech und dessen Schnittpunkten im juristischen Alltag befassen.

Es gibt also genug Möglichkeiten und Chancen sich alleine Wissen zu Legal Tech anzueignen, in Gruppen zu erarbeiten oder sich einfach von Vorträgen berieseln zu lassen. Das Internet bietet heute reichlich Platz für regen Diskussionsaustausch über speziellere Themen, den man getrost nutzen kann. Legal Tech Neulinge und Interessierte sollten sich keineswegs davor scheuen, sich weiterbilden zu wollen. Denn wie heißt es so schön: Jeder fängt mal klein an!