Ab wann benötigt ein Startup einen Steuerberater?

Gründung, operatives Geschäft & Professionalisierung

Viele Startups gehen unnötige Risiken ein, wenn sie sich beim Thema Steuern nicht professionalisieren. Ohne Steueroptimierung bekommt man heute kein Startup zum Fliegen!

Veröffentlicht am: 07.11.2023
Qualifikation: Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht
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Junge, neu gegründete Unternehmen, auch als Startups bekannt, stehen oft vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Eine davon betrifft die Steuerangelegenheiten. Wir als Gesellschaftsrechtler, die mit Gründungen und Finanzierungen befasst sind, werden oft gefragt, wann eine Tax-Optimierung angesagt ist. In diesem Beitrag beleuchten wir daher die Frage näher, ab wann sich Gründer mit einer zündenden Geschäftsidee bei Steuerfragen professionalisieren sollten.

Von der Gründungsidee bis zum Exit

Jedes operativ tätige Startup muss viele Stufen nehmen, bis sich der Erfolg einstellt. Am Anfang steht die Geschäftsidee eines Gründers oder mehrerer Gründer. Oftmals werden Ideen bereits im Vorfeld der formellen Unternehmensgründung weiterentwickelt, nicht selten sogar über Monate und Jahre. Die Suche nach der Finanzierung, Unternehmensstruktur sowie dem richtigen Startup-Team ist nervenaufreibend und hoch anspruchsvoll.

Viele operative Facetten müssen vom Anfang bis zum Ende durchgespielt und durchdacht werden. Das gilt insbesondere auch für die Steuerfragen, denen sich jedes Startup stellen muss.

Tax-Setup vor der Gründung

Vor der Gründung des Startups, also juristisch gesehen in der sogenannten Vorgründungsphase, in der es noch keine GmbH gibt, können Steuern bereits Thema sein. Nicht wenige Gründer behelfen sich einer Tax-Software, wenn sich die Vorgründungsphase hinzieht und das Gründungsteam einen längeren Anlauf benötigt.Es gibt eine Vielzahl von Steuersoftware-Tools, die bei der Erstellung von Steuererklärungen unterstützen können. Diese Option ist kostengünstig, erfordert jedoch eine gewisse Steuerkenntnis und Zeitengagement.

Darüber hinaus gibt es auch sehr gute Online-Ressourcen und Tutorials.DasInternet ist eine reiche Quelle für Informationen zur Steuerplanung. Gründer können sich in Online-Foren schlau machen.

Bereits für die Strukturierung der zu gründenden GmbH bietet sich jedoch die Hilfestellung durch einen Steuerberater an. Es stellt sich bereits bei der Gründung zum Beispiel die Frage, ob die Beteiligung des Gründers über eine Holdinggesellschaft gehalten oder sogar einzelne Geschäftsmodelle in mehreren eigenständig operativen Einheiten realisiert werden sollten. Das ist eine wichtige Frage, die sich oft nur mit Hilfe eines versierten Steuerberaters abschließend klären lässt.

Nach der Gründung einer GmbH

Ganz überwiegend fällt die Wahl der Startup-Gründer auf die Rechtsform der GmbH. Wenn eine GmbH gegründet wird, entsteht die Verpflichtung zur Aufstellung eines Jahresabschlusses, der sowohl eine Bilanz als auch eine Gewinn- und Verlustrechnung enthält. Was das mit dem Jahresabschluss genau auf sich hat, könnt Ihr hinter diesem Link nachlesen: JAHRESABSCHLUSS GMBH.

Da das Startup-Gründungsteam oft wenig Erfahrung im Umgang mit den komplexen Steuerregelungen hat, ist es sehr sinnvoll, spätestens nach der Gründung der Kapitalgesellschaft einen Steuerberater zu Hilfe zu ziehen. Hier sind einige Gründe, warum ein Startup in der Rechtsform der GmbH auf einen Steuerberater angewiesen ist: 

  1. Komplexe Steuergesetze: Die Steuergesetze und Vorschriften sind kompliziert und Fehler können teuer sein. Hier drohen nicht nur eine finanzielle Haftung, sondern auch strafrechtliche Risiken. Ein erfahrener Steuerberater kann sicherstellen, dass alle Steuervorschriften eingehalten und unnötige Risiken verhindert werden.
  2. Steuereffizienz: Ein Steuerberater kann helfen, Steuerstrategien zu entwickeln, die es dem Startup ermöglichen, Steuern zu sparen und Kapital für das Wachstum freizusetzen.
  3. Buchhaltung und Finanzplanung: Die ordnungsgemäße Buchführung ist sehr wichtig in der Unternehmenspraxis. Ein Steuerberater kann bei der Einrichtung eines effizienten Buchhaltungssystems und bei der Erstellung von Finanzplänen helfen, die für Investoren und (spätere) Vertragspartner ein Muss sind.
  4. Steuerliche Anreize: In einigen Ländern und Regionen gibt es steuerliche Anreize für Startups, die genutzt werden können. Ein Steuerberater kann diese identifizieren und bei der Beantragung unterstützen.

Die Hilfe eines Steuerberaters kann Zeit und Geld sparen. Für das Gründungsteam bleibt mehr Zeit für das Kerngeschäft, während der Steuerexperte die steuerlichen Angelegenheiten im Auge behält. Wichtig ist es auch, auf eine langfristige Steuerplanung und -optimierung zu setzen. Dies trägt dazu bei, Steuern zu minimieren und das Unternehmen auf lange Sicht wettbewerbsfähiger zu machen.

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, ein Teammitglied mit Finanzkenntnissen zu beauftragen, sich um die Finanz- und Steuerangelegenheiten des Startups zu kümmern. Gleichwohl wird es – zumindest auf mittlere und lange Sicht – ohne einen externen, supportenden Steuerberater nicht gehen.

Aufgaben des Steuerberaters bei Startup-Unternehmen

Die Unterstützung bei Steuerangelegenheiten durch einen externen Steuerberater lässt sich wie folgt umreißen:

  • Erstellung von Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuererklärungen
  • Umsatzsteuervoranmeldung und Umsatzsteuererklärungen
  • Finanzbuchhaltung, Liquiditätsplanung und Jahresabschluss
  • Lohn- und Gehaltsabrechnung
  • Bescheidprüfung und Führung von Einspruchsverfahren
  • Gegebenenfalls Einkommensteuererklärungen der geschäftsführenden Gründer

Long story short

Insgesamt kann die Zusammenarbeit mit einem qualifizierten Steuerberater dazu beitragen, dass ein Startup die steuerlichen Haftungsrisiken meidet, Steuern optimiert und sich auf sein wichtigstes Ziel konzentrieren kann – das Wachstum, die Finanzierung und Weiterentwicklung des Geschäfts. Dafür ist ein echter Fachmann für Steuerrecht und Steuergestaltung nötig.

Abschließend noch ein Gedanke zum richtigen Steuerberater: Bei der Auswahl eines Steuerberaters ist es ratsam, Empfehlungen zu prüfen und sicherzustellen, dass die Chemie stimmt, denn eine gute Zusammenarbeit ist entscheidend. Unsere Erfahrung ist, dass nicht jeder Steuerberater die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Startups teilen kann.