ALDI Nord: Holdingstruktur soll Machtkampf beenden

Stiftung & Co. KG soll für Frieden zwischen den Stiftungen sorgen

Seit Jahren tobt ein Familienstreit bei ALDI Nord, der aus der komplizierten Eigentümerstruktur unter Beteiligung von gleich drei Stiftungen folgt. Nun soll eine Holding-Gesellschaft für Frieden sorgen.

Veröffentlicht am: 31.01.2023
Qualifikation: Rechtsanwältin in Hamburg
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Dass sich der Discounter Aldi in Aldi Nord und Aldi Süd aufteilt, ist landesweit bekannt. Doch auch innerhalb von Aldi Nord ist die Struktur von Eigentümern und Anteilseignern kompliziert. Was in der Vergangenheit zu Streit und Machtkämpfen geführt hat, soll nun der Vergangenheit angehören.

Aldi-Brüder setzen auf Stiftungen zur Unternehmensnachfolge

Sowohl Karl (Aldi Süd) als auch Theo Albrecht (Aldi Nord) gründeten Stiftungen, die nicht nur die jeweiligen Unternehmensanteile halten, sondern auch die Familien der Brüder versorgen. Ein durchaus gängiges Modell der Unternehmensnachfolge-Gestaltung. Und Theo Albrecht gründete gleich drei Stiftungen:

  1. die Markus-Stiftung,
  2. die Lukas-Stiftung und
  3. die Jakobus-Stiftung

Diese Stiftungen halten die Anteile an Aldi Nord und der internationalen Schwester Trader Joe's zu verschiedenen Anteilen und speisen sich aus diesen Erträgen. Als Destinatäre der Stiftungen sind die Nachkommen von Theo Albrecht in unterschiedlichen Konstellationen eingesetzt sind. Während die Lukas-Stiftung den erstgeborenen Sohn (Theo Albrecht junior), dessen Ehefrau und Tochter und die Jakobus-Stiftung die Witwe des zweitgeborenen Sohnes (Berthold Albrecht) sowie dessen Kinder begünstigen, begünstigt die Markus-Stiftung die direkten Nachkommen Theo Albrechts, also ausschließlich seine Söhne und Enkelkinder, nicht aber deren EhepartnerInnen.

Kompliziertes Stiftungs-Konzept führt zu Streitigkeiten

Große Investitionen und wichtige Entscheidungen müssen bei Aldi Nord durch die drei jeweiligen Stiftungsvorstände einstimmig getroffen werden. Gerade um die Macht in der Jakobus-Stiftung, deren Destinatäre sich aus den Familien der zwei Söhne zusammensetzen, gab es seit Jahren Streit, der auch immer wieder vor Gericht ausgetragen wurde. Doch nun - so teilte der Discounter gestern Abend mit - hätten die zerstrittenen Familienstämme unter Beteiligungen der Familienstiftungen eine Vereinbarung getroffen, durch die die langjährigen Meinungsverschiedenheiten und Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden sollten. 

 Holding-Gesellschaft in der Form einer Stiftung & Co. KG

Inhalt dieser Einigung sei, dass die Unternehmensgruppe in den nächsten Monaten reorganisiert werden solle mit dem Ziel, alles unter einer einheitlichen Holding-Gesellschaft zusammenzufassen -  und zwar in Form einer Stiftung & Co. KG. Diese Gesellschaft soll je zur Hälfte den Familienstiftungen der Familienstämme von Theo Albrecht junior und Berthold Albrecht gehören. Auf diese Art solle die Leitung und Überwachung der Holding gleichberechtigt und paritätisch zwischen den Familienstämmen ausgestaltet werden.

Ob sich dieser Plan so umsetzen lässt, wird sich zeigen. Zunächst bedarf es einer Abstimmung mit den Steuerbehörden und die Zustimmung der zuständigen Stiftungsaufsicht.

Die Stiftung als Instrument der Unternehmensnachfolge

Die Planung der Unternehmensnachfolgestellt viele Unternehmer vor große Herausforderungen. Das Unternehmen und seine Arbeitsplätze sichern, gleichzeitig die Nachkommen versorgen und das alles ohne den Familienfrieden in Gefahr zu bringen. Stiftungensind ein häufig genutztes Rechtskonstrukt, um Unternehmen über die eigene Geschäftstätigkeit und sogar das eigene Ableben hinweg zu erhalten.

Die Sicherung des Unternehmens dürfte den Albrecht-Brüdern bis dato gut geglückt sein. Mit einem Filialnetz mit über 4000 Läden nur in Deutschland haben die Albrecht Brüder ein beeindruckendes Vertriebsnetz hinterlassen. Die Wahrung des Familienfriedens ist hingegen scheinbar nur einem der Brüder gelungen. Dabei hat auch Karl Albrecht drei Stiftungen gegründet. Neben der Siepmann-Stiftung noch die Oertl- und die Elisen-Stiftung die als gemeinnützige Stiftungen medizinische bzw. kulturelle Zwecke fördern. Im Unterschied zu den Stiftungen von Aldi Nord, wurden hier jedoch die Machtverhältnisse und Zuwendungen von vorherein eindeutig verteilt, sodass ein interner Machtkampf jedenfalls nicht öffentlich bekannt ist.