KI-Bots in GmbH-Gesellschafterversammlungen

Chancen, Risiken & Schutzüberlegungen

KI-Entwicklungen überschlagen sich. Auch im Alltag der Gesellschafterversammlungen ist das Thema angekommen: Überlegungen zum Schutz von Investoren und Stakeholdern vor illegalem Einsatz von KI-Systemen in der „schönen neuen Unternehmenswelt“.

Veröffentlicht am: 12.12.2023
Qualifikation: Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht
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In einer Ära der Digitalisierung und technologischen Innovationen stehen Unternehmen vor der Herausforderung, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Large Language Models (LLM) wie ChatGPT, Bard und Llama in ihren Geschäftspraktiken zu bewerten. Der Einsatz von KI-Bots in Online-Gesellschafterversammlungen bietet Potenziale und Risiken und stellt Unternehmen vor wichtige Fragen: Wie brauchen Gesellschafter und Investoren Schutz vor unsichtbaren KI-Bots?

Rechtliche Grundlagen für virtuelle Gesellschafterversammlungen

Der Gesetzgeber hat bereits die rechtlichen Grundlagen für virtuelle Gesellschafterversammlungen geschaffen, und nicht nur Start-ups setzen regelmäßig auf Online-Meetings. Doch die Integration von KI, insbesondere in Form von kommunizierenden LLM-Bots, wirft neue Fragen auf. Sind KI-Systeme, die als Assistenten für Gesellschafter dienen und interne Unternehmensinformationen verarbeiten, zulässig?

KI-Bots vs. Recht

KI-Systeme könnten als Assistenten den Versammlungsprozess effizienter gestalten, indem sie Fragen beantworten oder Einschätzungen liefern. Diese Anwendungen versprechen eine verbesserte Informationsverfügbarkeit. Heute muss man davon ausgehen, dass der Einsatz eines KI-Assistenten sich auf breiter Front durchsetzen wird. Natürlich entstehen Datenschutzbedenken, insbesondere wenn die gesamte Versammlung aufgezeichnet wird, um etwa das spätere Versammlungsprotokoll zu verifizieren.

Wir gehen davon aus, dass sich der Einsatz des KI-Assistenten bei entsprechender Satzungsgestaltung rechtlich legitimieren lässt.

Die Einführung von digitalen Zwillingen, die in der Lage sind, Gesellschafter zu imitieren, wirft verschärfte rechtliche Fragen auf: Sind Beschlüsse, die von (unmenschlichen) Bots bei Abwesenheit des Gesellschafters getroffen werden, rechtlich wirksam? Wird der Gesellschafter bei der Beschlussfassung vom KI-Bot zulässig vertreten? Die Implementierung klarer Satzungsregelungen könnte dazu beitragen, rechtliche Unsicherheiten zu beseitigen.

Transparenz und Kontrolle

Ein zentraler Aspekt ist die Transparenz gegenüber den Mitgesellschaftern, insbesondere, wenn KI-Systeme echte Menschen in digitalen Räumen so spiegeln können, dass die Umwelt echte von konstruierten Menschen nicht mehr unterscheiden können.

Müssen die Mitgesellschafter in virtuellen Gesellschafterversammlungen informiert werden, ob sie mit einem KI-Bot oder einem echten Mitgesellschafter interagieren? Diese Frage wird man schwerlich mit einem fatalistischen Nein beantworten können.

Technologie vs. Technologie

Die Risiken des KI-Einsatzes in Gesellschafterversammlungen dürfen nicht ignoriert werden. Identitätstäuschungen und mögliche Vertrauensprobleme müssen sorgfältig angegangen werden. Technologische Lösungen, wie der Iris-Scan im Worldcoin-Projekt, könnten einen Beitrag zur Sicherheit leisten, indem sie zwischen echten und unechten Teilnehmern unterscheiden.

Abwägung von Chancen und Risiken

Abschließend stellt sich die grundlegende Frage, ob die Chancen des KI-Einsatzes in GmbH-Gesellschafterversammlungen die Risiken überwiegen. Die potenzielle Effizienzsteigerung und die Möglichkeit, auf fundierte Informationen in Echtzeit zuzugreifen, könnten erhebliche Vorteile bieten. Dennoch ist es entscheidend, dass rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Interessen der Gesellschafter und Investoren zu schützen und ein vertrauensvolles Umfeld zu gewährleisten.

Wir gehen davon aus, dass sich die KI in Gesellschafterversammlungen und auf vielen weiteren Ebenen durchsetzen wird. Eine rechtspolitische Gegenwehr mit ihren Bedenken wird es schwer haben. Überdacht werden sollte nicht das Ob, sondern das Wie.

Ausblick auf die Zukunft

Die Entwicklungen in der "schönen neuen Welt" der KI werden weiterhin die Aufmerksamkeit von Gesetzgebern und Unternehmen auf sich ziehen. Es bleibt abzuwarten, wie die Gesetzgebung auf die Herausforderungen reagieren wird, um einen angemessenen Schutz für Gesellschafter und Investoren zu gewährleisten. Unternehmen sollten proaktiv nach rechtlichen und ethischen Lösungen suchen, um die Potenziale der KI auch in Gesellschafterversammlungen bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig die Integrität und Sicherheit der Prozesse zu wahren. Der Weg in diese digitale Zukunft erfordert eine ausgewogene Betrachtung von Innovation und Schutzaspekten.