Die Metzger wetzen wieder die Messer

Kein Frieden in Sicht beim Gesellschafterstreit und Erbstreit der Schlachter-Dynastie Tönnies

Veröffentlicht am: 21.10.2016
Von: ROSE & PARTNER Rechtsanwälte Steuerberater
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Kein Frieden in Sicht beim Gesellschafterstreit und Erbstreit der Schlachter-Dynastie Tönnies

Ein Gastbeitrag von Sonja Dähnhardt

In dem seit Jahren zerstrittenen Metzgerclan rund um den Schalke 04- Aufsichtsratschef Clemens Tönnies will einfach kein Frieden einkehren. Nachdem eine Mediation gescheitert ist, wird vor der Gesellschafterstreit und Erbstreit vor Gericht ausgefochten.

In dem einst so friedlichen Familienbetrieb tobt seit Jahren ein Machtkampf

„Kaum sind die Toten unterm Boden, schon fangen Erben an zu roden.“ Man könnte meinen, der deutsche Dichter Friedrich Löchner hätte beim Verfassen dieser Zeilen an die Familie Tönnies gedacht. In Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb streiten die beiden Gesellschafter Clemens und Robert Tönnies seit Jahren erbittert um die Vormachtstellung im Familienkonzern.

Der Branchenprimus fing ganz harmlos an

Gegründet wurde der heutige Konzern im Jahre 1971 von Bernd Tönnies als Großhandel für Fleisch und Wurst. Heute handelt es sich um Deutschlands größten Fleischereibetrieb mit einem Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2014.

Neben Bernd Tönnies beteiligte sich ab 1982 auch sein Bruder Clemens mit 40 % der Gesellschafterteile am Familienunternehmen. Nachdem Bernd im Sommer 1994 in Folge einer Nierentransplantation starb, führte sein jüngerer Bruder Clemens die Geschäfte weiter. Daneben erbten die Söhne des Gründers, Robert und Clemens Junior, die Gesellschaftsanteile ihres Vaters. Damit befand sich 60% in den Händen der jüngeren Generation. Robert Tönnies und sein Bruder hielten zunächst also die Fäden in der Hand.

Mit einem Geschenk fing alles an

2008 schenkten die beiden Brüder ihrem Onkel insgesamt 10% der Gesellschaftsanteile, um ihre Anerkennung für die Leistung ihres Onkels seit dem Tod ihres Vaters auszudrücken. Eine gut gemeinte Geste, die allerdings zu einem Familienzwist führen sollte. Durch die Schenkung verteilten sich die Geschäftsanteile zu jeweils 50% auf Clemens Tönnies und seine Neffen.

Lange Zeit regierte Clemens Tönnies auf Grund eines behaupteten doppelten Stimmrechts den Konzern allen. Dieses Stimmrecht hielt jedoch einer gerichtlichen Prüfung nicht stand, so dass sich die beiden Lager in einer Pattsituation gegenüber stehen.

Diese ist Anlass für den aktuell schwelenden Konflikt der seit 2014 vor dem Landgericht Bielefeld ausgetragen wird, und in dem sowohl Clemens als auch Robert Tönnies die Vormachtstellung für sich beanspruchen.

Der Gesellschafterstreit wird vor Gericht ausgetragen

Robert Tönnies versucht bereits seit Herbst 2014 seinen Teil der geschenkten Anteile, , gerichtlich zurückzuerlangen, um so zum Mehrheitsgesellschafter zu werden. Sollte diesem Begehren stattgegeben werden, hielte er insgesamt 55% und würde seinen Onkel überstimmen können.

Robert argumentiert, ihm stünde aufgrund grob undankbaren Verhaltens seines Onkels ein Widerrufsrecht bezüglich seiner Schenkung zu. So behauptete Robert, Clemens habe sich ohne Wissen und Zustimmung seiner Neffen an Konkurrenzunternehmen beteiligt. Auch habe er vor Gericht falsche Aussagen getätigt und die Verhandlung so zu einer „Märchenstunde“ gemacht. Zudem ziehe sein Onkel das Andenken seines Vaters in den Dreck, indem er die Geschäfte des Familienimperiums mutwillig verschlechtere und bei der Führung der Geschäfte keinerlei Rücksicht auf seinen Neffen nehme.

Clemens Tönnies bestreitet diese Vorwürfe und verweist zusätzlich auf die Zusage seines verstorbenen Bruders, ihm eine gleichberechtigte Stellung im Konzern zu hinterlassen. Seiner Ansicht nach habe er immer guten Gewissens und zum Vorteil des Unternehmens gehandelt.

Kritik von allen Seiten – der Konzern hat schon lange keinen guten Ruf mehr

Ob Clemens Tönnies, der sich gerne als Vorzeige-Unternehmer inszeniert, tatsächlich eine derart reine Weste hat, darf aber in der Tat angezweifelt werden. Insgesamt schleppt sich der Fleischereikonzern schon seit Jahren von einer Krise in die nächste. Immer wieder wird Kritik an zweifelhaften Arbeitsbedingungen laut. Auch Vorwürfen von Betrug, Bestechung und Falschetikettierung in größerem Stil sah sich die Unternehmensleitung schon ausgesetzt. Kürzlich wurde zudem bekannt, dass der Konzern das Bundeskartellamt durch konzernrechtliche Taschenspielertricks um eine Strafzahlung in Höhe von 128 Millionen Euro geprellt hat.

Keim der Hoffnung: Der Versuch einer außergerichtlichen Einigung

Im Frühjahr 2016 bestand nun zum ersten Mal seit Beginn des Verfahrens ernsthafter Grund zur Hoffnung, dass die streitenden Parteien zu einer Einigung kommen würden. Das Landgericht Bielefeld regte damals eine außergerichtliche Einigung in Form einer Mediation an. Nachdem sich Onkel und Neffe noch im Gerichtssaal die Hände reichten, zerstörte ein Konflikt um den geplanten Kauf einer Wurstfabrik in Niedersachsen nur einige Wochen später den vermeintlichen Frieden. Robert fühlte sich, wie schon so oft, von seinem Onkel getäuscht und erklärte die außergerichtliche Verständigung beleidigt für gescheitert.

So liefern sich Onkel und Neffe nun seit Montag wieder heftige Wortduelle vor dem Landgericht Bielefeld. Es scheint als sei eine gerichtliche Entscheidung der Familienfehde unumgänglich. Frieden wird innerhalb des Tönnies-Clans wohl vorerst nicht einkehren. Es bleibt dem vorsitzenden Richter Jörg Schröder starke Nerven zu wünschen. Kein Frieden in Sicht beim Gesellschafterstreit und Erbstreit der Schlachter-Dynastie Tönnies.

(Bild Copyright: Umnola - fotolia.com)